Winterprogramm 2022/23

Der Verein bietet im Herbst und Winter Vorträge und andere Veranstaltungen an.
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Veranstaltungshinweise in „Corona-Zeiten“: Die Zahl der Zuhörer ist begrenzt. Alle Teilnehmer müssen sich bitte vorab per Mail oder telefonisch (zur Not Mitteilung auf AB) beim Naturwissenschaftlichen Verein anmelden. Die allgemeine Lage ist weiterhin nicht überschaubar, so dass alle Veranstaltungen unverbindlich bleiben und ggf. abgesagt werden müssen.


Wenn nicht anders angegeben, finden die Vorträge im Marcus-Heinemann-Saal des Museums Lüneburg statt, Eingang Wandrahmstr. 10

Eintritt 4 € (Mitglieder bei Vorlage des
Mitgliedsausweises oder mit besonderem Hinweis frei),
Spenden sind willkommen.


Mittwoch, 5. Oktober 2022, 19:00 Uhr


Die ökologische Krise ist viel mehr als nur eine Klimakrise

Vortrag von Prof. Dr. Carsten Hobohm, Flensburg und Lüneburg


Die Natur ist mit Abstand die wichtigste Grundlage der Inspiration und Kultur. Von der Natur unabhängige Kultur gibt es nicht. Zerstörungen in den Ökosystemen bergen umgekehrt erhebliche Risiken für die Gesundheit und das soziale Leben. Dessen ungeachtet nimmt der Zug der Globalisierung auf der Bühne des absurden Theaters immer noch Fahrt auf.Eine umweltpolitische Debatte, die sich auf das Verhältnis Mensch/Klima/Energie beschränkt, greift zu kurz. Die ökologische Krise ist umfassender, und sie ist im Wasser und auf dem Land bereits überall virulent. Die Urbanisierung auf Kosten von Ackerland und natürlichen Systemen schreitet überall auf der Welt voran. Die Landnutzung wird intensiviert, Agrochemikalien sind auf dem Vormarsch, Ökosysteme werden vernichtet. Der Klimawandel verschärft die Situation in vielen Regionen zusätzlich. Es stellt sich die Frage, wie wir mit unserer Umwelt in Zukunft umgehen möchten. Diese Frage geht über technische Maßnahmen und ökonomische Zugeständnisse weit hinaus – sie betrifft unser Verhältnis zur Natur und zur Kultur insgesamt. Und noch immer wird der Umgang mit der Natur vielfach ignoriert oder Tiere und Pflanzen werden unter dem Niedlichkeitsaspekt von Harmonie und Wundern dargestellt; als gingen sie uns nichts an.

Im Vortrag werden Gepflogenheiten und Lehrmeinungen in der Wissenschaft kritisch gewürdigt und es werden die folgenden Thesen diskutiert:

Aufmerksamkeit ist eine ökonomisch bedeutsame und begrenzte Ressource. Die wissenschaftliche Wahrheit gibt es nicht. Auch gute Prognosen können zu unrealistischen Vorstellungen führen.

Die ökologische Krise ist weit mehr als nur eine Klimakrise und Biodiversität ist die Voraussetzung für menschliches Wohlbefinden, Gesundheit und kulturelles Leben.

Prof. Dr. Carsten Hobohm ist Diplom-Biologe und wurde mit einer Studie in Vegetationsökologie und Pflanzengemeinschaften auf Norderney promoviert. Von 2006 bis 2021 war er ordentlicher Professor mit wissenschaftlichem Schwerpunkt Ökologie, Biogeographie und Umweltwissenschaften an der Universität Flensburg.

Im Anschluss an den Vortrag findet die Jahreshauptversammlung/Mitgliederversammlung des Naturwissenschaftlichen Vereins für das Fürstentum Lüneburg für das Jahr 2022 statt.


c. Hobohm

Mittwoch, 26. Oktober 2022, 19:00 Uhr


Das Ende der Evolution
Vortrag und Lesung von Prof. Dr. Matthias Glaubrecht, Hamburg


Der Mensch ist zum größten Raubtier und zu einem alles entscheidenden Faktor für die Zukunft der Artenvielfalt auf der Erde geworden. In einer ebenso umfassenden wie beklemmenden Analyse skizziert der bekannte Evolutionsbiologe, was uns erwartet, wenn wir die dramatische Vernichtung von Lebensräumen in den nächsten Jahrzehnten nicht in den Griff bekommen. Der von uns zu verantwortende Klimawandel liefert nur die äußere Bedrohung, während eine ständig wachsende Weltbevölkerung und Ressourcennachfrage unseren Mitlebewesen kaum noch eine Chance zum Überleben lassen. Dass diese Entwicklung auch für uns selbst eine existenzielle Bedrohung darstellt, wird gern übersehen – Glaubrecht denkt diese Konsequenz nüchtern zu Ende.
Prof. Dr. Matthias Glaubrecht ist Diplom-Biologe und besitzt die seltene Gabe, weltweite Entwicklungen in der Natur und ihre Ursachen durch unsere Einflüsse in einen Gesamtzusammenhang zu stellen. Er leitete von 1997 bis 2014 die Mollusken- sowie die Forschungs-Abteilung am Museum für Naturkunde in Berlin, bevor er zum Gründungsdirektor des Centrums für Naturkunde (CeNak) an in Universität in Hamburg berufen wurde, wo er heute am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) für den Bau eines neuen Naturkundemuseums („Evolutioneum“) verantwortlich ist. Er ist Autor zahlreicher erfolgreicher Bücher.


Mittwoch, 23. November 2022, 19:00 Uhr


Kamtschatka, der kaum erreichbare Osten Russlands
Vortrag von Ullrich Wannhoff, Berlin




Ein zuvor unerreichbares Ziel wurde 1991 wahr – Kamtschatka! Die russische Halbinsel, die hinter Sibirien liegt - die Russen sagen Fernost. Kamtschatka wird von zwei Meeren umspült, dem Ochotskischen Meer im Westen und dem Stillen Ozean an seiner Ostseite mit aktiven Vulkanen. Seit seinem ersten Besuch verbrachte der Referent fast jedes Jahr Zeit auf der Halbinsel mit ihren indigenen Völkern und der fast unberührten, wilden Natur, zu allen vier Jahreszeiten. Freundschaften und Tourismus entwickelten sich, woran er als Reiseleiter von 1997 bis 2018 einen aktiven Anteil hatte. Mit dem Krieg in der Ukraine bleibt ein nächster Besuch in weiter Ferne…

Ullrich Wannhoff ist Künstler, Maler und Grafiker, und lebt in Berlin. Er war schon beim ersten Besuch auf Kamtschatka sofort fasziniert von der herben wie grandiosen Schönheit der Landschaft mit ihrer ganz besonderen, individuenreichen Tierwelt.


Wannhoff_Menschliche Behausungen in Kamtschatka

Mittwoch, 7. Dezember 2022, 19:00 Uhr


Das Eis wird dünn - eine Analyse der ökologischen Lage der Menschheit und was jede/r für sich daraus machen kann
Vortrag von Prof. Dr. Carsten T. Niemitz, Mölln


Fragen des Klima- und Umweltschutzes werden zumeist in umgrenzten Themen abgehandelt, seien es die Erderwärmung, die Artenvielfalt oder beispielsweise die Vermeidung von Plastik. In dieser Präsentation werden Basis- und Hintergrundinformation einer Anzahl verschiedener Bereiche zusammengeführt und ein Blick für die ökologische Vernetzung der Umweltprobleme erarbeitet, denen die Menschheit sich gegenübersieht. Ausgehend von der Nutzung verfügbarer Flächen und Flächenkonkurrenz wendet sich der Referent dem Trinkwasserbedarf und der Produktion von Nahrungsmitteln zu. Die Nutzung fossiler Energien führt zur Behandlung von Funktionen der Atmosphäre, die ihrerseits mit den Temperaturen und weiteren Parametern der Meere verbunden sind. Die Meere nehmen aber nicht nur Wärme auf, was die Gefahr von Wirbelstürmen begünstigt, sondern auch CO2. Letzteres reduziert die Erwärmung der Atmosphäre, führt aber zu einer Versauerung des Meerwassers mit dramatischen ökologischen Folgen. In die Darstellung der Themen wird jeweils eingeflochten, mit welchen Klima- und Umweltschutzmaßnahmen jede und jeder selbst einen Beitrag leisten kann. Ein wichtiger Aspekt, sowohl in der globalen Politik als auch für die Planung des eigenen Verhaltens ist der ökologische Fußabdruck, dem ein eigenes Kapitel gewidmet wird. Anschließend wird die Bevölkerungsentwicklung der Menschen mit Länderbeispielen behandelt, ein unverzichtbares Thema, das meist schamvoll vermieden wird. Hierbei wird berechnet, wie sich eine Begrenzung der Geburtenziffern auswirken würde. Aus den dargestellten Sachverhalten werden Verhaltenstipps und -optionen für jede und jeden abgeleitet.

Prof. Dr. Carsten Niemitz studierte Biologie, Mathematik, Medizin und Kunstgeschichte, arbeite am Frankfurter Max-Planck-Institut für Hirnforschung und verbrachte mehr als zwei Jahre im Urwald von Sarawak auf Borneo. Er erhielt 1975 die Lehrbefugnis für Anatomie und wurde 1978 auf eine Professur für Humanbiologie an der Freien Universität Berlin berufen, die er bis zu seiner Emeritierung 2010 innehatte. Seitdem betätigt er sich v.a. als Naturschützer.


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Mittwoch, 25. Januar 2023, 19:00 Uhr


Wildbienen mit Ehrenamtlichen erfassen –
Potenziale für ein bundesweites Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften halten


Vortrag von Dr. Petra Dieker, Thünen-Institut, Braunschweig


Dr. Petra Dieker ist Ökologin und arbeitet in erster Linie mit Insekten. Sie engagiert sich im Monitoring der biologischen Vielfalt von Agrarlandschaften und ist in der Entwicklung molekularbiologischer Methoden am Johann Heinrich von Thünen-Institut (Bundesforschungsanstalt für Ländliche Räume, Wald und Fischerei) tätig.


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Mittwoch, 22. Februar 2023, 19:00 Uhr


Chinas letzte Naturparadiese, nicht nur für Vögel
Vortrag von Jürgen Schneider, ALBATROS-Tours, Bensheim


Trotz der 1,4 Milliarden Einwohner und zum großen Teil ausgeräumter Natur gibt es noch einige Gebiete, die das Herz der Naturfreunde höherschlagen lassen.
Selbst an der 14.500 km langen Küstenlinie findet man noch ein paar Abschnitte, an denen Hunderttausende Zugvögel rasten können. Sieben der weltweit 15 Kranicharten kann man dort im Winter beobachten, darunter so seltene wie Schnee-, Mönchs- und Mandschurenkranich. Bei Rudong, einem noch weitestgehend von der Industrialisierung verschonten Küstenabschnitt tritt sogar der Löffelstrandläufer auf, dessen Weltbestand auf nur noch 100 Paare geschätzt wird.
In Sichuan treffen die östliche und die zentralasiatische Zone der Paläarktis sowie die indo-malayische Ökozone aufeinander, was sich in einer sehr artenreichen Vogelwelt widerspiegelt. Neben Hochgebirgsarten wie Monal, Schneehühnern und verschiedenen Gimpeln begegnet man hier auch vielen wärmeliebenden Arten. Besonders artenreich sind Häherlinge, Tragopane, Fasane und Laubsänger vertreten. Außerdem gibt es zahlreiche Endemiten.
In den Ausläufern des Mount Everest im Tibetanischen Hochland (Nepal/China) findet man in 4.000 bis 5.200 Meter Höhe Großsäuger wie Wildes Yak, Tibetesel (Kiang), Tibetantilope, Argali, Blauschaf und mit viel Glück sogar den Schneeleoparden.

Jürgen Schneider ist seit fast 50 Jahren aktiver Naturschützer und Vogelbeobachter. Ende der 1980er Jahre gründete er das auf naturkundliche Reisen spezialisierte Unternehmen ALBATROS-Tours, das weltweit tätig ist.


Schneider_Schneekranich

Mittwoch, 22. März 2023, 19:00 Uhr


Maria Sibylla Merian (1647–1717) –
eine starke Frau hinterlässt der Welt ein einzigartiges Vermächtnis

Vortrag von Mathias Hinsch, Melbeck


Die Entdeckung Amerikas und ein florierender Überseehandel brachten eine unüberschaubare Menge von unbekannten Orten, Menschen, Tieren und Pflanzen in das Bewusstsein der Völker Europas. Die Sammelleidenschaft und Neugier für alles Exotische, Besondere und Merkwürdige wurde geweckt und war ein lukrativer Markt. Was vorher nur dem Adel und den Herrschern vorbehalten war, wurde zum
Objekt der Begierde von reichen, bürgerlichen Sammlern und damit ein wichtiger
Neben- oder Haupterwerb von Fernreisenden und Glücksrittern. In dieser männlich geprägten Welt musste eine Frau unendliche Anstrengungen und Opferbereitschaft auf sich nehmen, um eine eigene, anerkannte Lebensleistung zu erwerben. Solch eine außergewöhnliche Frau war Maria Sibylla Merian. Sie tat, was eigentlich nur
Männer tun durften. Sie beobachtete, lernte, lehrte, sammelte und forschte ihr
ganzes Leben lang. Sie malte, zeichnete und veröffentlichte Bücher. Sie reiste nach
Südamerika. Sie war geprägt von dem Frauenbild der Zeit, aber nicht bereit, es zu
Erfüllen. Sie war in ihrem Interesse und in ihren Erkenntnissen den Männern ihrer Zeit weit voraus. Sie erkannte die Beziehungen zwischen Pflanzen, Tieren, v.a. Insekten. Zu einer Zeit, als Naturforscher behaupten, dass Insekten aus dem Dreck hervorkriechen würden, erkannte sie den Zyklus von Ei, Raupe, Puppe und Schmetterling. Sie schuf Werke in Öl und Aquarell in erstklassiger Qualität und arbeitete selbst als Kupferstecherin und Verlegerin. Sie kolorierte viele ihrer Kupferstiche selbst nach den Farben des Originals.

Mathias Hinsch ist EDV-Ingenieur und Unternehmer. Sein besonderes Interesse gilt historischen, naturkundlichen Themen.
Im Anschluss: Jahreshauptversammlung/Mitglieder-versammlung des NWV 2023.


Hinsch_Maria Sybilla Merian 1679

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