Winterprogramm 2017/18

Der Verein bietet im Herbst und Winter Vorträge und andere Veranstaltungen an.
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Informationen zum Vortragsprogramm des Naturwissenschaftlichen Vereins Lüneburg im Winterhalbjahr 2017/18

Wenn nicht anders angegeben, finden die Vorträge im Marcus-Heinemann-Saal des Museums Lüneburg statt, Eingang Wandrahmstr. 10

Vorträge: Eintritt 4 € (Mitglieder bei Vorlage des
Mitgliedsausweises oder mit besonderem Hinweis frei),
Spenden sind willkommen.

Mittwoch, 11. Oktober 2017, 19.00 Uhr

Faszination Honigbiene - Beobachtungen und  Erfahrungen beim Imkern mit der einheimischen Westlichen Honigbiene (Apis mellifera) 

Dr. Gerhard Fehrentz, Deutsch Evern

Koenigin mit Hofstaat

Die Honigbiene ist unser kleinstes Haustier. Sie ist wie Hummeln und Wespen ein Hautflügler und zählt zu den sozialen, Staaten bildenden Insekten. Der Vortrag wird über die Aufgaben der einzelnen Bienen und über die Abläufe in einem Bienenvolk im Jahresverlauf berichten.

Lange bevor er die Honigbiene in die Haltung nahm, nutzte der Mensch als „Wildbeuter“ ihre Produktion; Honig war lange Zeit der einzige, uns Menschen zur Verfügung stehende Süßstoff. Im Vortrag werden auch die Geschichte der Imkerei und Probleme zur Sprache kommen, die die Bienenhaltung schon immer beeinträchtigt haben, wie Erkrankungen und Bienensterben. Diese Belastungen sind durch die moderne Landwirtschaft erheblich größer und für viele Imker und ihre Bienenvölker Existenz bedrohend geworden. Dass sie auch für uns, auch weit über die Honigliebhaber hinaus, als Bestäuber zahlreicher Kulturpflanzen eine immense Bedeutung haben, wird ebenso aufgezeigt werden.

Dr. Gerhard Fehrentz hat Landwirtschaft mit Fachrichtung Tierzucht studiert und war bis zu seiner Pensionierung bei der Bezirksregierung Lüneburg als Dezernent im Bereich Ernährungs- und Landwirtschaft tätig. Die Imkerei betreibt er seit 2008 und mit zur Zeit 10 Bienenvölkern.

 

Mittwoch, 8. November 2017, 19.00 Uhr

Diamant und Schneekristall - Faszinierende Welt der Kristalle

Prof. Dr. Max Kobbert, Münster

Die einen entstehen hoch in den Wolken bei frostiger Kälte, die anderen tief in der Erde in der Gluthitze von Magma. Diese sind wenige Stunden alt und überfallen in Mengen ganze Länder, jene sind Milliarden Jahre alt und verbergen sich an wenigen Orten der Erde. Die einen legen sich als geschenkte Juwelen auf den Wintermantel, so zart, dass der leiseste Hauch sie zerstört. Die anderen werden aufwendig zu Schmuck verarbeitet und sind das Härteste und Beständigste, das wir kennen. Doch beide wachsen nach festen natürlichen Regeln, in gleicher Größenordnung, reflektieren glänzend das Licht und brechen es in seine Spektralfarben. Schneekristalle und Diamanten sind Minerale, wunderbare Formen aus der Schatzkammer der Natur.

Eine Verwandtschaft beider ahnte man schon vor über 2000 Jahren. In der Antike meinte man, der Diamant sei eine Variante von Bergkristall, und Bergkristall sei ewiges Eis. Krystallos ist das griechische Wort für „Eis“.

Der Vortrag vermittelt Wissenswertes und Erstaunliches über Art und Herkunft dieser Kristalle. Er macht die Vielfalt der Schneesterne verständlich und zeigt auch das Lebenselixier Wasser in neuer Weise. Er führt in die Welt der Eisberge und der Wolken und lässt auch sie dreidimensional erleben. Der zweite Teil widmet sich dem Diamanten in der Schönheit, die er nicht nur in geschliffener Form, sondern auch in seinen Naturformen zeigt. Er schildert sagenhafte Diamanten und lässt den Koh-i-Noor in seiner ursprünglichen Form erstrahlen.

Prof. Dr. Max Kobbert war bis zu seiner Pensionierung als Professor für Wahrnehmungspsychologie tätig. Ihn interessiert nicht nur theoretisch, wie die Welt im Kopf entsteht. Er möchte kleine und kleinste Dinge in faszinierenden Fotos vor Augen führen, neben Diamanten und Schneekristallen etwa Bernsteineinschlüsse, über die er ebenfalls publiziert hat. Zum weltweiten Klassiker ist ein Spiel zum anschaulichen Denken geworden, das er erfunden hat: Das verrückte Labyrinth.

 

Mittwoch, 13. Dezember 2017, 19.00 Uhr

Auf Besuch bei Bergzebra und Brillenpinguin - ein Roadtrip durch die Nationalparks an der Südspitze Afrikas

Axel Schlemann, Lüneburg

Elefanten und Pinguine, Kameldorn-Büsche und Tafelberge: Die Südspitze des afrikanischen Kontinents beheimatet eine überraschende und beeindruckende Vielfalt an Arten und Landschaften. Das setzt sich fort im Miteinander unterschiedlicher Kulturen und Völker. Im Vortrag begeben wir uns auf eine Reise zu den interessanten Reisezielen in Western und Eastern Cape, entdecken Savannen, Berge und Küsten, begegnen den Charaktertieren eines faszinierenden Landes sowie dessen bewegter Geschichte. Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Nationalparks und ihrer Bedeutung für den Artenschutz sowie die gesellschaftliche Entwicklung der sogenannten Regenbogen-Nation Südafrika.

Axel Schlemann ist Kulturwissenschaftler M.A. mit Richtung Ökologie, seit 30 Jahren im praktischem Naturschutz tätig, seit vielen Jahren in Didaktik und Forschung engagiert, er ist aktiver Jäger und war 10 Jahre lang ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter des Landkreises Lüneburg tätig. Hauptberuflich ist er als Touristiker für den ADAC aktiv.

 

Mittwoch, 24. Januar 2018, 19.00 Uhr

Gesteine, Minerale und Fossilien – „Dokumente“ geologischer  Vielfalt im Raum Lüneburg

Gerhard Stein, Lüneburg

Unsere Erde hat ihre eigene gut viereinhalb Milliarden Jahre währende Geschichte aufgezeichnet. Wir müssen dieses faszinierende „Geschichtsbuch Erde“ nur zu lesen lernen. Die Gesteine – von ihrem mikroskopischen Gefüge bis hin zu ihren Gebirge und Kontinente bildenden Verbänden – sind der Text dieses Buches, die Fossilien die Abbildungen. Und selbst der Buchschmuck fehlt nicht, das sind die oft prächtigen Kristallstufen.

Gesteine, Mineralien oder Fossilien bieten vielfältige Ansatzpunkte zum Nachfragen, Vergleichen und Erkennen. Und es ist unglaublich, wie viel Neues, bisher Unbekanntes dabei gerade auch von Amateuren (der Begriff soll keineswegs abwertend gemeint sein!) entdeckt wird. In Lüneburg hat die Beschäftigung mit der Geologie durch nicht naturwissenschaftlich ausgebildete Experten eine lange Tradition. Dies ist z.B. dadurch belegt, dass eine große Anzahl an Kreide- und Tertiär-Arten erstmals in Lüneburg nachgewiesen wurden. Kreidezeitliche Funde vom Zeltberg begründeten das „Richtprofil“ der Ober-Kreide in Nordwest-Europa; eine Regional-Unterstufe des Miozäns wird aktuell als „Lüneburgium“ geführt. Ebenfalls erstmals aus Lüneburg beschrieben sind die Minerale Boracit (vom Kalkberg) und Lüneburgit (aus Volgershall.

Leider ist dem heutigen Lüneburg seine Bedeutung für die Geschichte der geologischen Wissenschaften und dem daraus resultierenden hohen internationalen Bekanntheitsgrad in der Fachwelt recht gleichgültig. Einzigartige geologische Denkmale wie z.B. das „Tor zur Unterwelt“ werden zerstört und der „Volgerschacht“, Fundort des Lüneburgits, im Zuge des Universitätsbaus einfach zugeschüttet und eingeebnet.

Gerhard Stein ist seit vielen Jahren Mitglied der Arbeitsgruppe Geologie und Geschiebekunde des Naturwissenschaftlichen Vereins Lüneburg. Er ist als Amateur ein hervorragendes Beispiel dafür, dass naturwissenschaftliche Forschung im regionalen Raum ganz wesentlich von Menschen geleistet wird, die an den kleinen Besonderheiten ihrer Umgebung interessiert sind.

 

Mittwoch, 21. Februar 2018, 19.00 Uhr

Mehr als Amors Pfeile - Biologische Eigenschaften von Blumen als Wurzeln ihrer Symbolik

Dr. Regina Walther, Hildesheim

Pflanzen spielen in der Kulturgeschichte des Menschen weltweit eine bedeutende Rolle. Ihre ansprechenden Blüten, die Blumen, sogar noch mehr, denn ihnen haben wir besondere Eigenschaften zugeordnet. Der Vortrag wird die Zuhörer in die geheimnisvolle Sprache der Blumen einführen.
Dabei wird die Referentin nicht nur anhand von Rosen oder Lilien zeigen, dass die Wurzeln dieser Symbolik bis weit in die Geschichte reichen und in den verschiedenen biologischen Eigenschaften der Pflanzen und genauer Naturbeobachtung begründet liegen. Hier kommen auch Veilchen, Disteln oder Gänseblümchen zur Sprache. Ob Größe, Blütenfarbe, Form oder Jahreszeit, alles trägt zur Symbolbildung bei und findet in Religionen, Herrscherhäusern oder dem menschlichen Miteinander zu einer ganz eigenen Bedeutung. Und zum Schluss werden Sie erfahren haben, welche Blumen Sie einem geschätzten Menschen lieber nicht überreichen sollten.
 
Dr. Regina Walther ist Diplombiologin und sowohl in Zoologie als auch Botanik vielseitig kompetent. Ihr besonderes Interesse gilt der Bedeutung von Tieren und Pflanzen für uns Menschen, aktuell und historisch, sowohl im gemäßigten Klima Mitteleuropas wie auch in den Tropen. Beruflich ist sie am Klimahaus Bremerhaven tätig.

 

Mittwoch, 7.März 2018, 19.00 Uhr

Jahreshauptversammlung/Mitgliederversammlung des NWV mit anschließendem Vortrag:

Biodiversität heimischer Waldökosysteme und  ihre Gefährdung durch den globalen Wandel

Prof. Dr. Werner Härdtle, Lüneburg

Waldökosysteme zeichnen sich nicht nur durch eine große Artenvielfalt, sondern auch durch viele verschiedene Schutz- und Nutzfunktionen aus. Zu solchen "Ökosystem-Dienstleistungen" zählen beispielsweise die Produktion von Holz,  die Neubildung von Grundwasser oder auch ihre Erholungsfunktion. Wie viele Ökosysteme haben sich auch die Wälder in Mitteleuropa während der vergangenen Jahrzehnte mitunter deutlich verändert.
Die Ursachen hierfür sind vielfältig, so spielen zum Beispiel veränderte Klimabedingungen, hohe Säure- oder Nährstoffeinträge aus der Atmosphäre oder auch ein oftmals sehr hoher forstlicher Nutzungsdruck eine wichtige Rolle.
Im Vortrag wird versucht, die gegenwärtig auf Waldökosysteme wirkenden Gefährdungsfaktoren aufzuzeigen und zu erläutern, wie diese die Artenvielfalt in unseren Wäldern wie auch deren Funktionen verändern können. Zudem wird dargelegt, über welche Resistenz Waldökosysteme verfügen und wie Wälder nachhaltig genutzt werden können, um eine schädliche Wirkung von Umweltfaktoren zu  minimieren.

Prof. Dr. Werner Härdtle ist Professor für Landschaftsökologie und Naturschutz an der Universität Lüneburg (Leuphana).

 

Mittwoch, 18. April 2018, 19.30 Uhr

Vortrag des Museums Lüneburg in Kooperation mit dem Naturwissenschaftlichen Verein für das Fürstentum Lüneburg von 1851 e. V. und dem Museumsverein für das Fürstum Lüneburg e. V.

Dass die Elbe unterhalb von Bleckede überhaupt nach Norden fließt, hat seinen Ursprung in der Urbarmachung der Bleckeder und Winsener Marsch im 13. Jahrhundert. Damals entstand zwischen Bleckede und Geesthacht die geschlossene Deichlinie, die wir heute noch vorfinden. Dafür mussten zwischen Bleckede und Radegast auch die Bruch- und die Marschwetter durchdeicht und von der Stromelbe abgeschnitten werden.

Dass die Elbe zwischen Bleckede und Radegast noch immer nach Norden fließt, hat ebenfalls keine natürlichen Ursachen. In diesem Bereich drohte ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts eine sich nach Westen verlagernde Elbe die Deichlinie zu durchbrechen, mit verheerenden Folgen für die gesamte Elbmarsch. Um die Deiche zu entlasten, grub man der Elbe zunächst zwischen dem Bleckeder Schloss und der Klempte, ein halbes Jahrhundert später dann auch zwischen Heisterbusch und Radegast ein neues Bett, dessen Verlauf die Elbe noch heute folgt. Zurück blieben zahlreiche Landschaftselemente, die die Aue zwischen Bleckede und Radegast nach wie vor prägen, u. a. die Alte Elbe unterhalb von Bleckede und der Radegaster Haken.

Über diese beiden ältesten nachweisbaren Elbdurchstiche war bisher nur Unzureichendes bekannt. Im Rahmen seines Vortrags wird Dr. Karl-Heinz Rehbein aktuelle Forschungsergebnisse präsentieren, die ganz wesentlich auf der Auswertung von bisher unveröffentlichten Unterlagen des Stadtarchivs Lüneburg fußen. Damit kommt endlich Klarheit in diese seinerzeit im wahrsten Sinne des Wortes richtungweisenden Arbeiten.